CDTEST VOLLVERSTÄRKER
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P h o n o - S p e z ia lis t
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er
kleinste
aller
Rotel-Verstärker
kommt - eine Seltenheit, selbst in die-
ser Preisklasse - ohne Fernbedienung aus.
Was man anderswo als Manko empfinden
könnte, passt hier schlicht zum Stil des Hau-
ses. Wie alle Komponenten der 2006 einge-
führten 06er-Serie (eine seltsame Termino-
logie, aber der 04 gehört dazu!) kommt der
britische Flachmann mit Pragmatismus und
Reduktion auf das Wesentliche zum Ziel.
So haben seine Entwickler trotz scharfer
Kalkulation beim Layout der Schaltung auf
besonders hochwertige und zum Teil gar se-
lektierte Bauteile zurückgegriffen und da-
rauf geachtet, dass die klangrelevanten Sig-
nale nur extrem kurze Wege zurücklegen
müssen - mithin ein Indiz für eine verlustar-
me Reproduktion.
Ehrensache, dass auch im RA-04 ein groß-
zügig dimensionierter Ringkerntrafo, der
traditionell im eigenen Haus gewickelt wird,
für die Spannungsversorgung zuständig ist.
Wer Ambitionen hegt, zu einem späteren
Zeitpunkt verstärkermäßig aufrüsten zu
wollen, kann den Rotel auch als reine Vor-
stufe nutzen. Ein entsprechender Ausgang
ist vorhanden. Generell lassen sich vier ex-
terne Hochpegelqucllen anschließen, an der
Front des Verstärkers ist eine zusätzliche 3,5-
Millimeter-Buchse bereit, einen Medien
porti entgegenzunehmen. Schade, dass der
vorhandene Steckplatz für einen Kopfhörer
gleich dimensioniert ist. 6,3 Millimeter wä-
ren hier einfach ein wenig hifideler.
Das ist aber alles vergessen, sobald der
flache Verstärker seine Arbeit aufnimmt.
Wie wir das von seinen größeren Kollegen
bereits gewohnt sind, spielt auch der RA-04
sehr flüssig, dynamisch, bleibt dabei immer
betont transparent und ungemein detailver
liebt. Räume zeichnet er nicht übertrieben
groß, aber realistisch nach. Stimmen gelin
gen ihm grundsätzlich natürlich, wenn-
gleich Sängerinnen manchmal etwas unter-
kühlt erscheinen, was aber auch vom gehör-
ten Musikprogramm abhängt. Geht es in
den Frequenzkellcr, bleibt ihm sein Feinsinn
stets an der Seite. Auch hier sind ihm saube-
re
Konturen
wichtiger als abgrundtiefe
Donnerbässe.
Ein Highlight des Testfeldes ist zweifels-
ohne die außerordentlich homogen klin-
gende MM-Phonoverstärkerstufe des Rotel,
die für Plattenfreunde die Anschaffung eines
externen
Entzerrers
überflüssig
werden
lässt. Vinyl tönt geschmeidig und warm,
vielleicht insgesamt ein wenig träger als die
G ü n s t ig e r
P r a g m a tik e r
M
it einer unverbindlichen Preisemp-
fehlung von rund 220 Euro zählt der
tatsächlich deutlich unter 200 Euro gehan-
delte Sony TA-FE 370 ungeachtet des re-
nommierten Markennamens zu den Son-
derangeboten der Einsteigerklasse. Und er
sieht auch durchaus ernst zu nehmend aus.
Dafür sorgt schon die mit 14 Zentimetern
üppige Gehäusehöhe und die wahlweise
edel-silberne (370 S) oder gediegen schwar-
ze Farbgebung (370 B). Schlagw'orte wie
„Spontaneous Twin Drive“ und „Super Le-
gato Linear“ prangen imposant auf der
Front, „Stromversorgung: JA“ auf der Sony-
Website.
..
Erst auf den zweiten Blick offenbart das
Konzept an mehreren Stellen den Rotstift.
Gespart wurde - letztlich vernünftig in die-
ser Preisklasse - am Gehäuse, das allenfalls
ausreichend solide wirkt, leider aber auch an
wesentlichen Baugruppen. So kommt hier
ein schon in den 70ern von Sanyo entwickel-
tes STK-Fertigmodul zum Einsatz, das - auf
einen Kühlkörper geschraubt - die kom-
plette Endstufe beinhaltet. Zu erwarten ist
hiervon im Gegensatz zu diskreteren Auf-
bauten zwangsläufig eine schlechtere Kanal-
trennung sowie ungünstige Verzerrungs
werte, zumal die Bauteilspezifikation bereits
um 0,4 Prozent Klirr ausweist. Beides sind
klanglich potenziell durchaus relevante Ei-
genschaften.
Bei den Messwerten fanden wir das dann
auch bestätigt. Die Bandbreite des Sony-
Verstärkers - eigentlich ein im selben Hause
gerne benutztes Argument etw'a für SACD -
liefert ebenfalls keinen Anlass für Beifall,
denn der Japaner ist beileibe kein Sprinter
und macht oberhalb von 40 Kilohertz dicht
Doch wir wollen nicht ungerecht sein, denn
insgesamt stimmt das pragmatisch ausge-
legte Sony-Angebot.
Im ausgiebigen Hörvergleich attestierten al-
le drei Redakteure dem TA-FE 370 eine
recht ausgewogene Abstimmung. Er zeigte
vielleicht bei der Männerstimme hier und
da etwas zu wenig Körper und kam dafür bei
einer Frauenstimme und Streichern mini-
mal zu scharf rüber. Kontrolliert, tonal auf
der sicheren Seite und auch hinreichend
kraftvoll im Bass, blieb der Sony mangels
Strahlkraft und Plastizität doch ein wenig
hinter
manchem
Mitbewerber
zurück,
100 STEREO HIFI SPARBUCH 2/2009
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